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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

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Michel, Wilhelm: Möbel der Deutschen Werkstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0191

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MÖBEL DER DEUTSCHEN WERKSTÄTTEN

Die Deutschen Werkstätten in Hellerau haben
sich von Anfang an mit bestimmt umrissenen
Arbeitsgrundsätzen in die deutsche Möbelerzeugung
eingestellt. Sie haben unter der Leitung von Karl
Schmidt früh ein Gesicht gezeigt, und sie haben dieses
Gesicht festgehalten auch in den geistig unruhigen
Jahrzehnten, die so viele widersprüchliche Anmu-
tungen an den gestaltenden Menschen herantrugen.

Den Deutschen Werkstätten Hellerau ist seit
langem jener Gemeinsinn eigen, der ernsthaft nach
den Wohnbedürfnissen des ganzen Volkes fragt und
ihnen zu dienen wünscht. Damit ging eine strenge
Bindung an den Geist des Handwerks einher, ein
fester Sinn für Qualität und ein Formstreben, das auf
Dauerwerte gerichtet war. Ganz von selbst stellte
sich zu diesen Zielen und Bindungen eine besonnene
Deutschheit der Gestaltung und eine zwar nicht aus-
schließliche, aber deutlich betonte Nutzung deutscher
Werkstoffe, namentlich einheimischer Möbelhölzer.
Auch der Einsatz der künstlerischen Persönlichkei-
ten ist bei den Deutschen Werkstätten stets in der
Weise erfolgt, daß die Bindung an den Dienst im Vor-
dergrund stand. Man kann zusammenfassend sagen,
daß die Deutschen Werkstätten auf dem Gebiet der
Möbelerzeugung dem kulturellen Willen des
deutschen Bürgertums einen maßgebenden Aus-
druck verliehen haben. Die Arbeit der Deutschen
Werkstätten hat in einem genauen Sinne das Maß
des deutschen bürgerlichen Menschen und des wirk-
lichen deutschen Lebens. Ihre Leistungen streben zur
lebensvollen »Mitte«; das Ästhetische, das Gesell-

1936. VI. 1

schaftliche, das Zivilisatorische brechen nicht aus
dem Zusammenhang der Gestaltung aus, um sich zu
verselbständigen. Ein klares, bescheidenes Gefühl
für die Aufgabe der Raumkunst innerhalb des deut-
schen Volkslebens bezeugt sich — ein Gefühl, das
so sicher ist, daß es keine doktrinären Festlegungen
einzugehen braucht. So stellt sich in der Arbeit der
Deutschen Werkstätten neben die Handwerkslei-
stung das Serienverfahren mit Hilfe der Maschine,
weil es bei den heutigen kulturellen und wirtschaft-
lichen Umständen unentbehrliche Hilfen leistet. Ne-
ben den schlichten Formen stehen kostbarere und ent-
wickeltere, weil unaufhebbare Schichtungen ge-
schmacklicher, wirtschaftlicher und gesellschaftli-
cher Art sie erfordern. Den Fortschritten der neuen
Raumkunst, der zunehmenden Festigung eines neuen
Wohnstils sind die Deutschen Werkstätten achtsam
gefolgt. Sie haben geholfen, die haltbaren Ergebnisse
eines oft stürmischen Vorgehens zu sichern und
fruchtbar zu machen. Eine volkserzieherische Gesin-
nung, ein Streben, möglichst weite Volkskreise an
gute Hausratformen von mehr als augenblicklicher
Geltung zu gewöhnen, hat ihre Arbeit stets begleitet.
Von wo man auch in diese Arbeit Einblick nimmt,
sie zeigt sich immer geführt von einem voll ausgereif-
ten, besonnenen Umwelt-Bewußtsein; dies ist gerade-
zu ihre geistige Marke.

Die Architekten, von denen die hier abgebildeten
Arbeiten stammen, gehören zum größten Teil schon
seit vielen Jahren, ja seit der Gründungszeit zu den
Mitarbeitern der Deutschen Werkstätten. Die Aus-
 
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